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Dienstag, 30. August 2016

Wie kommuniziere ich meine Messages

Im vergangenen Blogbeitrag sind wir mehr auf die formalen Gesichtspunkte einer Pressemitteilung eingegangen (bitte unbedingt zuvor lesen). Heute wollen wir uns darauf konzentrieren, wo und wie Sie Ihre wichtigsten Messages platzieren. 
 
Einstieg
Gehen wir einmal davon aus, dass Sie Ihre Pressemitteilung per Mail versenden, der inzwischen gängigste Weg, so müssen Sie es mit dem Einstieg schaffen, den Journalisten am Wegklicken zu hindern. Sie müssen also a) Interesse wecken und b) zum Ausdruck bringen, um was es eigentlich geht. Die Headline ist dabei der Hingucker, die Subline die Vertiefung. Die Headline sollte kurz sein, die Subline kann ein paar Worte mehr beinhalten. Für den Anfang ist es dabei gut, sich einige Beispiele auf den üblichen Presseportalen anzusehen. Head- und Subline folgt der Teaser. Dieser sollte eine Botschaft als These beinhalten. Diese greifen Sie auf und beschreiben ihre Haltung dazu. „Stellen Sie sich vor, es gäbe Waschstraßen ohne Wasserverbrauch. Wie viele Milliarden Liter Wasser könnten so eingespart werden. Die erste Waschstraße dieser Art wird die XY GmbH in den kommenden Tagen der Öffentlichkeit vorstellen.“

Vertiefung
Nächster Absatz: Hier bringen Sie die Begründung/Erklärung zur oben aufgeführten These. Geben Antworten, bspw. auch durch Zitate, beschreiben schlicht die Lösungsansätze, eben wie eine Waschstraße ohne Wasser funktioniert und wie groß der erwartete Markt ist. Im dritten Absatz erläutern Sie, warum es gerade Ihr Unternehmen ist, das die Expertise zu diesem Geschäft hat. Sie erklären Ihre Position, beispielsweise auch im Markt und stellen ihre Unternehmensleistungen heraus. Bitte hier nicht übers Ziel hinausschießen. Es folgt im letzten Absatz die Zusammenfassung in Kurzform. Viele schreiben an dieser Stelle auch noch einmal etwas zum Unternehmen. Das steht jedem frei. Wir schreiben etwas zum Unternehmen unter dem eigentlich Pressetext, da viele Journalisten auf den ersten Blick wissen wollen, um wen es eigentlich geht und nach unten schauen. Zudem wird (spätestens) der letzte Absatz ohnehin meist gestrichen. Wenn Sie sich an diese Vorgaben halten, haben Sie zumindest die formalen Kriterien im Hinblick auf Format der Pressemitteilung und Darstellung der Inhalte geachtet. Ob Ihr Thema die Presse interessiert, hängt nicht zuletzt maßgeblich vom Inhalt ab. Eine Waschstraße ohne Wasserverbrauch hätte dabei sicher eine gute Chance.

Donnerstag, 25. August 2016

Aufbau und Inhalt einer Pressemitteilung


Aufgrund einiger Anfragen aus der Leserschaft, wollen wir uns heute nochmals einem Basisthema zuwenden: Dem Aufbau und dem Inhalt einer Pressemitteilung. Gerade kleinere Unternehmen können sich oft den Einsatz eines Presseberaters nicht leisten (oder wollen es schlicht nicht). Daher zur Unterstützung die wichtigsten Basics. Wir nehmen als Beispiel eine Pressemitteilung für ein Unternehmen.

Pyramidenmodell
Stellen Sie sich eine Pressemitteilung wie eine Pyramide vor. Das Wichtigste steht an der Spitze und dann folgt die Themenbasis. Wichtig ist, dass die Pressemitteilung einen Spannungsbogen aufbaut und (dennoch) formalen Voraussetzungen folgt. Eine wesentliche Vorgabe ist dabei: Alles, was wichtig ist, steht oben. Journalisten kürzen nämlich in der Regel nach Zeilenvorgabe – also unten. Der generelle Aufbau besteht dabei in einer Dachzeile, Headline, Subline. Dann folgt ein Teaser mit den wichtigsten Botschaften und schließlich der eigentliche Text in jeweiligen Absätzen mit Überschriften. Die Dachzeile wird nur dann eingesetzt, wenn die Pressemitteilung eine Botschaft zum Handeln beinhaltet: „Einladung zur Pressekonferenz, Achtung Bildtermin - Vorstellung neuer Werke an der Kunstakademie Xhausen, Autorisierung zur Bilanzpressekonferenz.“ 

Einstieg
Sie sollten Ihre Pressemitteilung auch als solche kennzeichnen. Das zeigt einem Journalisten, dass es sich um eine relevante, autorisierte Firmenmeldung handelt. Informationen zum Unternehmen finden sich übrigens immer unten, nach der eigentlichen Pressemitteilung, im sogenannten Abspann. Einige Unternehmen geben der Pressemitteilung eine laufende Nummer im jeweiligen Jahr. Dies soll zeigen, dass man mit Pressemitteilungen nicht die Öffentlichkeit flutet und könnte die Zuordnung bei Nachfragen erleichtern. Wir raten eine derartige Vorgehensweise aber nur bei Unternehmen, die ihre Pressearbeit abschätzen kann. Es ist peinlich, im November mit der 02/2016 nach Außen zu gehen. Sie sollten in jedem Fall die Anzahl der Zeichen inklusive Leerzeichen angeben. Außerdem dem Journalisten die Nutzung des Pressetextes zugestehen (Zeichen inkl. Leerzeichen, Druckfreigabe erlaubt).

Persönlichkeit
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es wichtig ist, Journalisten persönlich anzusprechen. Wer einen engeren Kontakt pflegt, kann auch individuell etwas ergänzen. Vermeiden Sie jedoch die Aufforderung zu irgendwelchen Gefälligkeiten („... wäre schön, wenn du/Sie diesen Text in deiner Zeitung berücksichtigen könntet“). Auf was Sie inhaltlich achten sollten, beschreiben wir im nächsten Blogbeitrag.  

Dienstag, 23. August 2016

Michael Oehme: BGH verteidigt Meinungsfreiheit

Aus einer aktuellen Pressemitteilung des Bundesverfassungsgerichtes (BGH) (http://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2016/bvg16-050.html) entnehmen wir, dass die höchsten Richter die Meinungsfreiheit nun doch über die Angst stellen, man könne durch Äußerungen persönlich oder wirtschaftlich geschädigt werden. Wichtig ist, dass es sich um wahre Tatsachenbehauptungen handelt, beispielsweise die Ergebnisse eines gewonnenen Prozesses. Diese Aussagen ständen nach Einschätzung der Richter dem Meinungsäußerer frei, auch wenn es sich um Vorgänge aus der Sozialsphäre handelt. 
 
Das Urteil im Originallaut
Mit heute (29. Juni 2016) veröffentlichtem Beschluss hat die 3. Kammer des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts einer Verfassungsbeschwerde gegen eine zivilgerichtliche Verurteilung stattgegeben, mit der dem Beschwerdeführer die Behauptung wahrer Tatsachen über einen drei Jahre zurückliegenden Rechtsstreit auf Internet-Portalen untersagt worden war. Die Fachgerichte haben die Bedeutung und Tragweite der Meinungsfreiheit nicht hinreichend gewürdigt. Die Schwelle zur Persönlichkeitsrechtsverletzung wird bei der Mitteilung wahrer Tatsachen über die Sozialsphäre regelmäßig erst überschritten, wo sie einen Persönlichkeitsschaden befürchten lässt, der außer Verhältnis zu dem Interesse an der Verbreitung der Wahrheit steht.

Im Einklang mit dem Grundgesetz
Der BGH hat hier ein wichtiges Urteil gesprochen. Was wahr ist, sollte auch gesagt werden können. Das ist im Web nichts anderes als auf der Straße und verhindert, dass immer mehr Menschen in die Anonymität abdriften. 

Donnerstag, 18. August 2016

Sneaker und Caps

So ähnlich mussten sich meine Eltern gefühlt haben, als ich ihnen im zarten Alter von 14 Jahren erklärte, dass man sich mit einer C&A-Jeans (damals sahen die wirklich schlimm aus, sagt mir mein verklärtes Gedächtnis) nicht auf die Straße trauen kann. Es musste eine Wrangler und Rifle. Man Vater schüttelte nur den Kopf, ob des doppelt so teuren Preises und meine Mutter zahlte. In jedem Fall begann meine Beschäftigung mit „neuen“ Bekleidungsmitteln damit, dass meinen 11jährigen Sohn die Sonne blendete und er völlig entseelt vor einem Caps- und Sneakers-Store stehenblieb.

Lang lebe der Turnschuh
Fangen wir mit dem Sneaker an, den ich gemeinhin für die etwas moderne Form des Turnschuhs hielt und hierfür - gerade bei den Jüngeren unter Ihnen - freundlichstenfalls Mitleid erhalte. „Briefmarken sammeln war früher, heute sind superteure Sneakers eine echte Geldanlage“, lacht mich ein Beitrag an. Ich werde neugierig und glaube meinen Augen nicht: Ein „Robert Parish Game used Basketball Sneaker – immerhin mit Autogramm, 28 Jahre alt und wie der Hinweis „Game used“ zeigt, vermutlich auch nicht ganz frisch soll 38.000 US-Dollar kosten! Diese Liste ließe sich fortsetzen. Und nein, ich habe nichts genommen. Aber auch ein gewisser Rock Owen (wer auch immer das ist) bietet seine Sneaker, diesmal zum Glück neu, nicht unter 700 Euro an. Profis sagen mir, es gibt gefragte Stücke, für die schnell mal ein paar Tausend Euro fällig werden. Für Turnschuhe!?! Für deutlich weniger bekommt man handgemachte Herrenschuhe aus feinstem Leder, die auch noch auf die Fußform angepasst werden!

Caps – offenbar so individuell wie das Leben
„Wenn dich die Sonne blendet, gehen wir eben in den Shop und holen dir so eine Cap“, hörte ich mich völlig entspannt auf Denglisch (ich hasse Anglizismen) sagen. Strahlen in seinem Gesicht! Was ich nicht wusste, alleine der Internetstore Stylight bietet mehr als 4000 (!) Caps an. Nach mehr als einer Stunde gab ich mich geschlagen: Es gab weder DIE Cap, die sich mein Sohn vorstellte, noch überhaupt eine der amerikanischen Basketball-Mannschaft als deren „Werbevertreter“ mein Sohn künftig herumzulaufen gedachte. Die Bestellmöglichkeiten des Internet (gelobed sei das Web!) schaffte uns „Erleichterung“.

Was lernen wir daraus?
Ich habe offen gesagt keine Ahnung, was Sie aus meine privaten Ausflug lernen. Ich habe für mich ein paar Schlussfolgerungen gezogen. Erstens: es ist schon unglaublich, was Werbe- und Vermarktungsmaschinen in einer scheinbar gesättigten Welt durch eine künstlich herbeigeführte Individualität/Verknappung schaffen. Das Web tut sein Übriges. Zweitens: in einem Buch über die größten Crashs der Welt habe ich gelesen, dass schon 1637 eine Spekulationsblase in Holland wegen Tulpen (!), deren Zwiebeln zum Schluss mehr Geld wert waren als Gold platzte. Was sind da schon gebrauchte Turnschuhe für 38.000 US-Dollar. Drittens frage ich mich, ob ernsthafte Beschäftigungen mit derartigen Themen nicht ein Zeichen zunehmenden Alterns sind. Gerade die letzte Frage dürfte mich noch länger beschäftigen ...

Dienstag, 16. August 2016

Mitgliederrekord bei Xing in der Schweiz

Was ist Xing? Wenn Sie diese Frage bei Google eingeben, bekommen Sie eine Vielzahl an hauseigenen Antworten und einen nett gemachten „Werbefilm“ https://www.youtube.com/watch?v=ornSz-p8XFg angeboten. Dies zeigt schon mal eines: Xing kennt sich mit den Gesetzen des Internets aus und weiß, wo es seine User abholt: Bei der einfachen Beantwortung einer Frage. Sie können spaßeshalber ja mal „Was ist BMW?“ eingeben. Aber bleiben wir ernst.

Massiver Zuwachs
War Xing in Deutschland bislang klarer Führer, hatte LinkedIn in der Schweiz bislang eine starke Position. Jetzt holt Xing aber deutlich nach. So schreibt die Werberfach-Zeitschrift Horizont (http://www.horizont.net/schweiz/nachrichten/Xing-Karrierenetzwerk-waechst-ueberproportional-in-der-Schweiz-141887): „In seiner aktuellen Halbjahresbilanz verzeichnet Xing nun einen neuen Mitgliederrekord in der Schweiz und wächst von Januar bis Juni 2016 überproportional um 14 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum auf knapp über 800.000 Mitglieder - in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist das Karrierenetzwerk insgesamt um 9 Prozent gewachsen. In den ersten sechs Monaten des Jahres haben sich 882.000 neue Mitglieder bei Xing registriert.“ Das ist mal ein Sprung. Aber eine Begründung, womit dieser Sprung begründet sein könnte, gibt Horizont leider nicht.

Personaldienstleistungen machen den Umsatz
Dafür erfahren wir aber noch einiges über die Zahlen des Unternehmens. Erneut zitiert Horizont aus einer hauseigenen Veröffentlichung: „Auch der Umsatz ist gestiegen: Bereinigt um einen einmaligen Währungseffekt vom Vorjahr wuchs der Umsatz um 21 Prozent auf 70,5 Millionen Euro. Das B-to-C-Segment hat auch im 1. Halbjahr 2016 den größten Anteil an den Erlösen erwirtschaftet. (...) Größter Wachstumstreiber waren aber wieder die Personaldienstleistungen, die Xing anbietet: Mit seinen Recruiting-Diensten hat das Karrieresetzwerk ein Umsatzplus von 29 Prozent auf 25,3 Millionen Euro erzielt (19,6 Millionen Euro).“ Dies zeigt aus meiner Sicht eines: Xing macht sich gezielt die hohe Nachfrage nach qualifizierten Arbeitnehmern (also Menschen, die sich gemeinhin über Xing vernetzen) zunutze und sucht für diese neue Jobs. Dass es damit Geld verdient, scheint nachvollziehbar. Und es wird vermutlich in den Ausbau seines Netzwerkes investiert haben (daher der Erfolg). Es zeigt aber auch, wie dicht soziale Netzwerke und deren kommerzielle Nutzung beieinander liegen. Zugestanden: Geile Jobs findet man eben eher bei Xing als bei den Arbeitsvermittlungsstellen in der Schweiz. Was dies anbelangt, unterscheiden sich Deutschland und die Schweiz nur wenig.

Donnerstag, 11. August 2016

Medienumbruch und Öffentlichkeitsarbeit

Wer getrost Bekanntes lesen möchte, sollte sich das Büchlein (61 Seiten) „Medienumbruch und Öffentlichkeitsarbeit“ zulegen. Es setzt sich unter anderem mit der Frage auseinander, inwiefern der digitale Wandel die öffentliche Diskussion in der Mediendemokratie verändert. Unsere leicht zynische Einschätzung ...

Fließende Grenzen
Zunächst erfahren wir, dass die Grenzen zwischen Werbung, PR, und Propaganda fließend sind. Die hat nach Meinung der Autoren natürlich damit zu tun, Dies hat unter anderem damit zu tun, dass die Selbständigkeit mit der das Internet inzwischen zur Massenverbreitung genutzt werden kann, ein Selbstgänger und wenig steuerbar ist. Wenn der IS Videos von Enthauptungen durch die Netze der Welt verbreiten und damit seine bizarren „Messages“ eines Gottesstaates verbreiten kann, wird diese Form der Propaganda nur noch dadurch getoppt, indem sie vermutlich wohlmeinende Journalisten aufgreifen und ihrerseits verbreiten. Im perversen Sinne ausgedrückt, betreibt der IS somit eine sehr effektive Öffentlichkeitsarbeit. Wir halten an dieser Stelle fest: Ja, die Grenzen zwischen Werbung, PR und Propaganda sind im Zeitalter des Internet fließend und insbesondere schwer zu durchschauen. Aber neu ist das nicht.

Überlebenskampf des Qualitätsjournalismus
In ihrem Artikel (Beitrag im Buch) verleiht „Cicero“-Redakteurin Petra Sorge ihrem Unmut Ausdruck, dass es keine Diskussion über Qualitätsjournalismus geben sollte, sondern eine solche über geeignete Bezahlsysteme. Endlich mal jemand, der das Problem auf den Punkt bringt. In Anbetracht zurückgehender Werbeeinnahmen sollte die Frage erlaubt sein, wie die Beteiligung gesellschaftlicher Gruppen an der Informations- und Wissenschaftsgesellschaft aussehen könnte, will man den Qualitätsjournalismus retten. Schafft man dies nämlich nicht, wird die deutsche Presse über kurz oder lang der italienischen Bunga-Bunga-Presse ähneln, deren intellektueller Nährwert sich meistenteils nur noch durch ein Elektronenmikroskop messen lässt.

„Like-Journalismus“
Ist der „Like-Journalismus“ die Alternative? Also die Abkehr vom neutral informierenden Journalismus zum moralisierenden Belehrungsjournalismus, der versucht, Meinung zu machen. In seinen nur dreieinhalb Seiten umfassenden Beitrag kritisiert der ehemalige PR-Berater, Kolumnist und u.a. Wirtschaftswoche-Chefredakteur genau diese Entwicklung. Dies verwundert natürlich ein wenig, scheinen doch die Wirtschaftswoche Online-Seiten (schon zu seiner Chefredaktionszeit) genau dieses System mit Bravour ausgelebt zu haben (und bis heute auszuleben). Wir fragen und an der Stelle, ob er mit seinen eigenen Internetseiten einen kleinen Eindruck dessen vermitteln will, was in Zukunft im Zusammenhang mit Journalismus ebenfalls verstanden werden soll. Denn in Tichys privatem Job (http://tichys-schaufenster.de) bietet er - „nicht nur für Männer“ – seine persönlichen Empfehlungen an. Vom Taschenkamm aus Horn – bis zu Haarwuchsaktivierungstropfen. Das ist kein Witz, sollten Sie das annehmen.

Dienstag, 9. August 2016

Persönliches Statement zur Türkei

Zugestanden, vermutlich können wir die türkische Seele ähnlich gut verstehen wie die griechische – wunderbar verkörpert in „Alexis Sorbas“ gespielt vom unvergesslichen Anthony Quinn, übrigens in Mexiko und nicht in Griechenland geboren, wie man zunächst vermuten würde.

Massenverhaftungen als Antwort auf den Putsch
Halten wir mal die Fakten fest: Bislang wurden 50.000 Angestellte aus dem öffentlichen Dienst suspendiert, entlassen oder verhaftet. Wie der „Stern“ berichtet, wurden mindestens drei Nachrichtenagenturen, 16 Fernsehsender, 23 Radio-Stationen und 45 Zeitungen geschlossen. Da stellt man sich schon mal die Frage: Wie viele sind denn noch über? Derweil finden nach ernstzunehmenden Erhebungen 60 Prozent der in Deutschland lebenden Türken die Politik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan richtig. Währenddessen die Zahl der Merkel-Kritiker hierzulande wächst. Macht Präsident Erdoğan im Sinne einer professionellen Öffentlichkeitsarbeit alles richtig oder greift er „nur“ des Volkes Emotionen auf, wie es auch die „Alternative für Deutschland“ (AFD) geschafft hat. Eines scheint klar, die EU und die Türkei. Das sind für die nächsten zehn Jahre getrennte Wege. Die Frage ist, ob Erdoğan die Konsequenzen abschätzen kann. Ein anderer großer Politiker, der ähnlich angeeckt ist aber ähnlich beliebt war, war Franz-Joseph Strauß. Er sagte einmal: "Dieses Europa hat ein gemeinsames Schicksal und eine gemeinsame Zukunft. Was liegt näher, als dass es zu einer gemeinsamen Politik kommen muss?" Das war allerdings im Rahmen einer Bundestagsdebatte im Februar 1952. 

Flüchtlinge in Vergessenheit geraten
Wo geht die Reise hin? Da bin ich doch froh, dass unsere Politiker auf ihre Life Balance achten und einige Wochen zum einen Berlin verwaist und Urlaubsorte „unsicher“ gemacht werden. Jedenfalls hören wir in der aktuellen Presse derzeit wenig zum Thema Türkei und wie denn eigentlich die Haltung der BRD bei Flüchtlingsfragen ist. Sind wir nicht insgeheim froh, dass Erdoğan uns dieses „Problem“ abnimmt. Und wie steht es um die Menschenrechte? Was haben wir nicht alles eingefordert, damit die Türkei weiterhin Flüchtlinge aus den Krisengebieten „steuern“ darf. Haben Sie davon noch etwas gehört? Na schauen wir mal, was wir an neuen Informationen bekommen, sollte der Bundestag wieder besetzt sein. Bislang jedenfalls, so scheint es, bestimmt Erdoğan das Geschehen. Zufall?


Donnerstag, 4. August 2016

Google-Nutzung revolutioniert sich ständig

Vergangene Woche erhielten wir die Bitte, für ein Interview einer Universität zur Verfügung zu stehen. Es ging um die Frage des Verbraucherverhaltens von Google-Nutzern und die von der größten Suchmaschine dahinterstehenden Strategie. Erstaunlich war, dass selbst internetaffine Studenten offenbar keine Ahnung haben, wie schnell sich Abläufe im Web, genauer gesagt bei der kommerziellen Nutzung des Web verändern.

Suchmaschine Google?
Für Studenten ist Google eine Suchmaschine, die unabhängig, abhängig vom Verbraucherinteresse, Treffer vorgibt. Soweit die Theorie. Wie es denn sein kann, dass Goggle ein Milliardenkonzern ist, der mit Informationen Geld verdient, löste Unsicherheit aus. Schnell war klar: Wer darüber entscheidet, was bei einer Suche gefunden wird, der kann im Zweifel auch entscheiden, ob sich dieser Treffen zufällig (aus dem Nutzerverhalten heraus) ergibt oder eben vorgegeben wird. Wir haben bewusst nicht das Wort manipuliert genutzt. Es war auch so jedem klar, um was es geht.  

Doppeltes Spiel
Noch mehr Staunen erzeugte der Hinweis, dass Google inzwischen nicht nur Anzeigenplätze verknappt, sondern offensichtlich vormals gute Anzeigenplätze für eigene Produktplatzierungen nutzt. Google nimmt also im Zweifel nicht nur Anzeigengeld ein, um mal beim traditionellen Bild zu bleiben, es produziert auch eigenen Umsatz mit ausgewählten Partnern und lässt sich hierfür – nach Insiderinformationen – umsatzabhängig bezahlen. Damit tritt Google in den direkten Wettbewerb zu seinen eigenen Anzeigenkunden. Nur, dass es eben bestimmen kann, was gefunden wird und was nicht. Dass sich dieses Spiel inzwischen nur noch die Großen leisten können, also die bekannten Online-Vermarkter, verstanden die Journalisten schnell.

Moralische Integrität
Ein sensibler Punkt war dabei die Frage, ob denn eine derartige Vorgehensweise moralisch integer ist. Die gleiche Frage könnte man stellen, wenn deutsche Großbanken in Drittweltländern Produktionsbedingungen unterstützen, die jährlich Tausende Menschen sterben lassen. „Beim Geld hört die Freundschaft auf“ lautet ein altes deutsches Sprichwort. Es ist nur die Frage, ob sich die Unternehmen der Welt, die inzwischen alle darauf setzen, dass man sie bei Google findet, überhaupt noch leisten können, die Vorgehensweise des weltweit größten Suchmaschinenbetreibers in Frage zu stellen.

Dienstag, 2. August 2016

Steve Jobs betrieb puristische PR-Strategie

Es ist dem Apple Mac und iPhone Magazin zu verdanken, dass wir noch ein wenig mehr Einblick in die PR-Strategie von Apple-Gründer Steve Jobs bekommen. Als bekennender Apple-Fan und PR-Profi, Jobs war in vielerlei Hinsicht genial, was seine Vorgehensweise anbelangte und wir empfehlen jedem seine Biografie, die auch als interessantes Hörbuch erschienen ist.

Ein kristallklarer Denker
Von Steve Jobs wissen wir, dass er exzentrisch und gleichwohl perfektionistisch war. Alles, so vermutet man, war klar durchdacht. Insbesondere seine nahezu inszenierten Auftritte. Die immer mit dem inhaltlich übersetzten Satz endeten „da ist noch eine kleine Sache ...“. Hier verkündete er, wie schnell klar wurde, neue Unternehmensentwicklungen, Produkte, schlicht alles, was ihm wichtig war. Also achteten alle auf genau diesen Ausklang. Genauso, so ließ er in seiner Biografie wissen, handhabte er es auch mit Veröffentlichungen. Tantramäßig verkündete er seine wichtigsten Messages immer und immer wieder. Die mentale Beeinflussung ging so weit, dass viele Journalisten meinten, sie hätten diese Message als ihre eigene Message selbst herausgehört, so weit ging die mentale Beeinflussung.

„Ein Viertklässler soll es verstehen können“
Nun hat sich Cameron Craig, der viele Jahre für Apple im PR-Team tätig war, erstaunlich offen über seine Arbeit in einem Interview geäußert. Seiner Einschätzung nach lautete die wichtigste Regel: „Ein Viertklässler soll in der Lage sein, Pressemitteilungen des Unternehmens zu verstehen. Auf Fachbegriffe soll so gut es geht verzichtet werden. Dem Ex-Mitarbeiter zufolge hat Steve Jobs jede PR-Mitteilung selbst auf Tech-Jargon hin untersucht.“ (Zitat aus (http://www.apfelnews.de/2016/07/30/apple-pr-ein-viertklaessler-soll-es-verstehen-koennen/). Jobs konzentrierte sich dabei lieber auf eine Handvoll Journalisten und reduzierte seine Veröffentlichungen oder Interviews dabei so sehr, dass jeder glaubte, dass es sich immer um etwas Großes handelt.

Überzeugung durch Nutzung
In einem weiteren Punkt verhielt sich Jobs wie jeder andere überzeugte Unternehmer auch. Danach soll Apple immer wieder Pressevertreter einladen haben, die Produkte selbst zu testen. Nur so könnten sie die Leserschaft „angemessen“ über neue Produkte informieren. Auch hier gab es nur einen exklusiven Kreis von Privilegierten. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.