Die vom Auswärtigen Amt ausgesprochenen Reisewarnungen
für Sierra Leone, Liberia, Nigeria und Guinea macht deutlich, Ebola wird als
internationale Epidemie gewertet – immerhin ist eine Infektion mit der
90prozentigen Wahrscheinlichkeit verbunden, daran zu versterben. „Trotz
internationaler Bemühungen, so wurde seitens der Weltbank sofort ein Kredit von
200.000 Dollar zur Verfügung gestellt, ist dabei ein Ende der Ausbreitung nicht
absehbar“, meint Michael Oehme, PR-Berater bei der Schweizer CapitalPR AG.
„Im Gegensatz zur überstilisierten Vogelgrippe oder dem
Rinderwahn ist Ebola dabei absolut ernst zu nehmen, die fehlende Eindämmung
könnte zu einer weltweiten Bedrohung werden“, so Oehme. Ebola ist bislang
weitgehend unheilbar, Medikamente dagegen nicht vorhanden. Nicht zuletzt
spricht „Ärzte ohne Grenzen“ von einer Situation, die bereits außer Kontrolle
geraten ist. Laut WHO sind inzwischen in Westafrika 887 Menschen an Ebola
gestorben, die Zahl der Infizierten liegt bei 1603 (Stand 6. August).
Fast schon zynisch wählt die renommierte Tageszeitung
„Die Welt“ unabhängig davon vor wenigen Tagen für einen Beitrag zum Thema
Epidemien die Überschrift: „Europäer müssen Grippe mehr fürchten als Ebola“.
Und der Infektiologe Prof. Dr. Pietro Vernazza lässt sich in der Baseler
Zeitung mit dem Satz zitieren: „Grippe und Masern sind global das weit größere Übel
als Ebola“. Betrachtet man die reinen Fakten, sind derartige Aussagen sogar zu
verstehen. Jährlich sterben alleine in Deutschland bis zu 16.000 Menschen an
Grippe. Weltweit sind es nach WHO bis zu 500.000 Menschen. Das sind natürlich
Zahlen, die für sich sprechen, über die man allerdings selten spricht.
Worum es eigentlich wirklich geht, zeigt sich vielleicht
an zwei Einschätzungen: So hat sich der zurückkehrende Berliner Arzt Maximilian
Gertler unter anderem gegenüber der Bildzeitung über die langsame Reaktion der
Behörden vor Ort beschwert. Und Prof. Dr. Vernazza äußert sich im Verlauf des
oben aufgeführten Interviews darüber, dass Ebola mit einfachsten Mitteln in den
Griff zu bekommen wäre, würde die Bevölkerung erst einmal akzeptieren, dass
hygienische Maßnahmen einzuhalten sind. „Im weitesten Sinne also PR-Maßnahmen,
für die man die Rückendeckung der Regierungen und deren Behörden bräuchte“,
sagt der Kommunikationsexperte Oehme.
Insofern sei es nur verständlich, dass Medien wie „Die
Welt“, aber auch Infektiologen wie Prof. Dr. Vernazza die derzeitige Sensibilisierung
beim Ebola-Thema nutzen, mit der Grippe eine weitere wichtige Geisel der
Menschheit in den Mittelpunkt der Wahrnehmung zu zerren, meint Michael Oehme.
Man könnte auf die Idee kommen, diesen Beitrag als zynisch zu empfinden. Nur bei genauem Hinschauen wird klar, was gemeint ist
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