In
einem vorangegangenen Beitrag (http://pressearbeit-oehme-friedberg-michael.blogspot.de/2015/09/michael-oehme-nippel-statt-nazis.html) bin ich bereits auf
die Verantwortung der Redaktionen im Umgang mit Kommentaren eingegangen.
Gleiches gilt natürlich für Presseforen oder Blogs. Offensichtlich scheinen
viele Betreiber jedoch mit der Flut an Kommentaren überfordert, die sich
täglich im Internet als Spiegelbild der Gesellschaft – zumindest Teilen davon –
abspielen.
Meinungsfreiheit
nur für Verfasser von Kommentaren?
Vor
einigen Jahren war ich selbst Stalking-Opfer und musste am eigenen Leib
erleben, wie es ist, wenn Menschen Unsinn über einen verbreiten. Ich habe
mehrfach ergebnislos Strafanzeige gegen unbekannt gestellt, Wochenenden damit
zugebracht reihenweise Einträge im Netz löschen zu lassen, die eindeutig
ausschließlich ruf- und geschäftsschädigend waren. Das Obskure dabei: Alle
diese Beiträge standen mehrere Tage für jeden lesbar zur Verfügung und ich
musste jeden einzelnen Beitrag daraufhin erläutern, dass die Aussagen nicht der
Wahrheit entsprechen. Bis heute ist es mir dabei nicht gelungen, alle Einträge
löschen zu lassen, wie ein Blick ins Netz zeigt. Doch das ist ein anderes
Thema. Worum es mir geht: Warum muss man zwar die Meinungsfreiheit des anderen
achten, hat diese aber selbst nicht. Warum muss ein Kommentator seine Aussagen
nicht unterlegen, während man selbst hierzu aufgefordert wird. Zumal dies bei
bestimmten Vorwürfen grenzwertig ist. Oder würden Sie Ihre Steuererklärung an
eine Redaktion schicken, nur um den Vorwurf zu widerlegen, man sei chronisch
knapp bei Kasse? Anderes Thema, aber gleiches Problem. Warum werden Kommentare
nicht freigeschaltet, sondern nur gelöscht?
Raum
für übelste Diffamierungen
Gestern
rief mich ein Freund an und meinte: „geh mal auf die Internetseite der ...“ (da
der Name der Online-Plattform nichts zur Sache tut, mir es nur um das Problem
an sich geht, habe ich ihn weggelassen). Offenbar (es war 12.15 Uhr) war der
verantwortliche Mitarbeiter gerade im Mittag, denn auf seiner Seite tummelten
sich diverse User, die bekannte „Mittel“ gegen die Flüchtlingsflut „wussten“. Einige
erinnerten an den Einmarsch deutscher Soldaten in Warschau ... Ein „Kugelhagel
als Begrüßung“ war noch ein harmloser Hinweis. Rund eine Stunde später waren
diese Einträge wieder gelöscht. Ich bin der persönlichen Meinung, dass so etwas
nicht passieren darf. Es sollte zum Selbstverständnis der Plattformbetreiber
gehören, Kommentare generell freizuschalten, nachdem sie „kontrolliert“ wurden.
Ich bin mir dessen bewusst, dass dies zu einer deutlichen Verringerung an
Einträgen führen würde. Aber würde eine Verringerung dieses teilweise
hirnlosen, amorphen Wortschwalls wirklich die Qualität im Netz
verschlechtern?
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