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Donnerstag, 17. September 2015

Michael Oehme: Presseverantwortung beim Thema Diffamierung von Flüchtlingen

In einem vorangegangenen Beitrag (http://pressearbeit-oehme-friedberg-michael.blogspot.de/2015/09/michael-oehme-nippel-statt-nazis.html) bin ich bereits auf die Verantwortung der Redaktionen im Umgang mit Kommentaren eingegangen. Gleiches gilt natürlich für Presseforen oder Blogs. Offensichtlich scheinen viele Betreiber jedoch mit der Flut an Kommentaren überfordert, die sich täglich im Internet als Spiegelbild der Gesellschaft – zumindest Teilen davon – abspielen.

Meinungsfreiheit nur für Verfasser von Kommentaren?
Vor einigen Jahren war ich selbst Stalking-Opfer und musste am eigenen Leib erleben, wie es ist, wenn Menschen Unsinn über einen verbreiten. Ich habe mehrfach ergebnislos Strafanzeige gegen unbekannt gestellt, Wochenenden damit zugebracht reihenweise Einträge im Netz löschen zu lassen, die eindeutig ausschließlich ruf- und geschäftsschädigend waren. Das Obskure dabei: Alle diese Beiträge standen mehrere Tage für jeden lesbar zur Verfügung und ich musste jeden einzelnen Beitrag daraufhin erläutern, dass die Aussagen nicht der Wahrheit entsprechen. Bis heute ist es mir dabei nicht gelungen, alle Einträge löschen zu lassen, wie ein Blick ins Netz zeigt. Doch das ist ein anderes Thema. Worum es mir geht: Warum muss man zwar die Meinungsfreiheit des anderen achten, hat diese aber selbst nicht. Warum muss ein Kommentator seine Aussagen nicht unterlegen, während man selbst hierzu aufgefordert wird. Zumal dies bei bestimmten Vorwürfen grenzwertig ist. Oder würden Sie Ihre Steuererklärung an eine Redaktion schicken, nur um den Vorwurf zu widerlegen, man sei chronisch knapp bei Kasse? Anderes Thema, aber gleiches Problem. Warum werden Kommentare nicht freigeschaltet, sondern nur gelöscht?

Raum für übelste Diffamierungen

Gestern rief mich ein Freund an und meinte: „geh mal auf die Internetseite der ...“ (da der Name der Online-Plattform nichts zur Sache tut, mir es nur um das Problem an sich geht, habe ich ihn weggelassen). Offenbar (es war 12.15 Uhr) war der verantwortliche Mitarbeiter gerade im Mittag, denn auf seiner Seite tummelten sich diverse User, die bekannte „Mittel“ gegen die Flüchtlingsflut „wussten“. Einige erinnerten an den Einmarsch deutscher Soldaten in Warschau ... Ein „Kugelhagel als Begrüßung“ war noch ein harmloser Hinweis. Rund eine Stunde später waren diese Einträge wieder gelöscht. Ich bin der persönlichen Meinung, dass so etwas nicht passieren darf. Es sollte zum Selbstverständnis der Plattformbetreiber gehören, Kommentare generell freizuschalten, nachdem sie „kontrolliert“ wurden. Ich bin mir dessen bewusst, dass dies zu einer deutlichen Verringerung an Einträgen führen würde. Aber würde eine Verringerung dieses teilweise hirnlosen, amorphen Wortschwalls wirklich die Qualität im Netz verschlechtern? 

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