Seiten

Dienstag, 14. Juni 2016

Lösen sich die Grenzen zwischen Journalismus und PR auf?

Es ist manches Mal etwas verwunderlich, wo man interessante Beiträge entdeckt. Eine jüngste etwas kontroverse „Diskussion“ haben wir im Wiesbadener Kurier gefunden (http://www.wiesbadener-kurier.de/lokales/wiesbaden/nachrichten-wiesbaden/presseclub-diskutiert-ueber-das-verhaeltnis-von-journalismus-und-public-relations_16972196.htm). Seines Zeichen eine ehe lokal orientiertes Blatt, dürften sich die Journalisten der Hessischen Landeshauptstadt üblicherweise wohl eher weniger mit dem Thema der Abgrenzung zwischen Journalismus und PR beschäftigen. Um so löblicher ist die offensichtliche Intention dieses Beitrags. Worum geht es?


Gibt es eine Abgrenzung zwischen Journalismus und PR?

 Der Beitrag greift eine Podiumsdiskussion auf, bei der offensichtlich junge, interessierte angehende Journalisten/PR-Fachleute zugegen waren. Im Wesentlichen kommt Professor Siegfried Quandt, Kommunikationswissenschaftler und Vorsitzender des Deutschen Journalistenverbands, zu Wort. Er macht deutlich, dass es nach wie vor eine scharfe Trennung im Selbstbild der Journalisten gäbe, was in der Folge auch unterschiedliche Ausbildungsgänge nach sich ziehe. Und er macht ebenfalls deutlich, dass es um die Frage der Interessenkollision gehe bei der Frage: wer schreibt da eigentlich gerade? In der Praxis sind die Grenzen wohl fließend, wobei Journalisten niemals ihre eigenen Interessen aus den Augen verlieren sollten, wenn es um die Auswertung der Informationen geht. Gemeint sind damit die Interessen in ihrem Job, also zum Wohle der Leser ...


Wes Brot ich ess, des Lied ich sing ...

Quandt macht aber auch deutlich, dass die schlechten Rahmenbedingungen gerade für freie Journalisten immer mehr ein Umdenken erfordern. Soll heißen: wenn man vom Zeilengeld nicht mehr leben kann - was vielfache Realität ist -, dann muss man sich eben anders „verdingen“. Was dies anbelangt, gibt der Beitrag leider wenig her. Die Praxis sieht ohnehin ganz anders aus. Ich habe über viele Jahre erlebt, dass selbst gut bezahlte Journalisten bei bestimmten „Projekten“ die Hand aufgehalten haben. Wie sollte man dies einem freien Schreiberling verbieten, der von der Hand in den Mund lebt?


Fließende Grenzen akzeptiert

Und so ist mir eine Passage aufgefallen, die ich vor dem Hintergrund, dass in den USA inzwischen auf einen Journalisten mindestens zwei PR-Agenten kommen, folgende Ausführung mit etwas Verwunderung aufgefallen:  „Quandt verwies „auf den schlauen Praktiker Jeff Jarvis“, ein US-amerikanischer Journalist. Der stelle fest, dass die Kommunikations-Professionen früher „entbündelt“ gewesen seien. „Aber diese gebündelten alten Ordnungen lösen sich alle auf“, so Quandt. (...) Wenn man genau hinsehe, finde die Nähe zwischen Journalismus und PR schon statt.“ Aha, sagt da der böse Geist in mir: Der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbands legitimiert gerade fließende Grenzen zwischen Journalismus und PR. Ob ich das so gut heißen soll?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen