Die gerade beendete Wahl in Österreich, bei der Alexander
Van der Bellen Norbert Hofer schlagen konnte, wurde vielfach in der Presse auch
damit kommentiert, dass die „Vernunft“ gegen den „Rechtspopulismus“ gesiegt
habt. Die eindeutige „Zuordnung“ könnten Kritiker auch als Einflussnahme der
Presse verstehen, zumal derartige Aussagen bereits im Wahlkampf getätigt
wurden. Was aber ist Populismus – und ist der wirklich so schlimm?
Populismus ist auch so
etwas wie ein Ablassventil ...
Folgt man der Presse, gibt es Populismus
eigentlich nur von Rechts. Wer sich heute für den Ausbau der Radwege
ausspricht, für eine generelle Tempovorschrift, für das Verbot von Plastiktüten
usw. dürfte weniger in Gefahr geraten, als Populist verstanden zu werden, als
Menschen, die aus welchen Gründen auch immer Angst vor Überfremdung, vor
Benachteiligung, über zu starke Einflussnahme „von Dritten“ haben und dies auch
äußern. Und es wird immer wieder Menschen geben, die Themen – gleich von
welcher Seite – aufnehmen und diese in ihrem Sinne nutzen. Sei es auch nur, um
Menschen hinter sich zu scharen.
Offener
Dialog fehlt
Was fehlt, ist ein offener Diskurs und ein
offener Dialog mit der Bevölkerung, mit deren Sorgen und Nöten. Was dies
anbelangt, haben die etablierten Parteien in den letzten Jahren zu sehr im
eigenen Saft geschmorrt. Da wird es Zeit, von den Populisten zu lernen. Denn
ansonsten besteht durchaus das Risiko, dass die Verbitterung weiter ansteigt.
Getreu dem Motto werden dann Entscheidungen getroffen, die weniger der Sache
dienen als dem Versuch, „denen da oben“ zu zeigen, wo Bartels den Most holt.
Der Brexit ist so ein Ergebnis.
EU-Frage für Deutsche
offenbar keine
Zumindest in einem Punkt scheint es für die
deutsche Bevölkerung keinen Bedarf an Diskussionen zu geben. bei der EU-Frage.
Auch will man, vermutlich eine Erfahrung aus deutscher Geschichte, keinen
starken Mann an der Spitze und keine Ausgrenzung von Minderheiten. Dann schon lieber
„Mutti“, die alles richtet. Einer jüngsten Umfrage des britischen Instituts YouGov in
zwölf EU-Staaten ergab dabei für Deutschland das mit 18 Prozent geringste
Potenzial für „autoritären Populismus“. Niedriger ist der Wert allein in
Litauen. In den großen Nachbarländern der Deutschen dagegen tendieren sogar
Mehrheiten in Richtung starker Führer, in Frankreich 63 und in Polen 78
Prozent. Das zeigt auch, dass man es ruhig „wagen“ sollte, eine Diskussion mit
dem Volk zu führen, will man dies nicht den Vertretern der vermeintlichen
Alternative für Deutschland überlassen. Von diesen kann man zumindest lernen,
dass sie offen sind und den Dialog suchen. Und da gehört nun auch einmal dazu,
die Sachen beim Namen zu nennen. Mag man dies nun als Populismus verstehen, oder eben nicht.
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