Online Wahlkampf
Der Wahlkampf Trumps hat Unsummen verschlungen, obwohl er
sich überwiegend von traditionellen Strategien verabschiedet hat. Er selbst
rühmte sich damit, gerade über soziale Netzwerke die potentiellen Wähler
angesprochen zu haben, die ansonsten weniger auf politische Werbung reagieren.
Das Besondere hierbei: Während beispielsweise Wahlkampfplakate nach dem
Gießkannenprinzip (eine Message für alle) arbeiten, verstand es Trump bestimmte
Zielgruppen auf die Art und Weise anzugehen, die auch verstanden wird. Das
Besondere hierbei ist die aufwendige, individuelle Kommunikation. Der Erfolg
dieses Modells zeigte sich auch in Georgia und South Carolina, den mit 55
Millionen US-Dollar aufwendigsten Nachwahlen.
Twittert mal schön ...
Innerhalb weniger Stunden setzte Trump im Anschluss
gleich sechs Tweets ab und beglückwünschte seine Senatoren. Die Vorgehensweise
über soziale Medien zu arbeiten, zeigt seine tiefe Verbundenheit hiermit.
Während sich andere Präsidenten, wohlüberlegt über ihre Pressesprecher
äußerten, schießt Trump zwischen Zähneputzen und Abendessen (oder danach) seine
Tweets ab und äußert sich mal überlegt, mal voreilig zu aus seiner Sicht
wichtigen Themen, beleidigt Personen, kritisiert andere Staaten und mehr. Die
Authentizität seiner Vorgehensweise ist es wohl, die ihn in Teilen der
amerikanischen Bevölkerung so beliebt macht. Das Gefährliche dabei: Da in
dieser schnellen Vorgehensweise der Blick eines kritischen Dritten (wie
beispielweise bei einer Presseerklärung) fehlt, erinnert Trumps Vorgehensweise
in Teilen an eine Kriegsszene, bei der ein geschickt eingesetzter Mörser die
gegnerische Linie zermürbt, indem er alles wegnietet, was sich zeigt oder in
den Weg stellt.
Was zeigt das?
Die neue mediale Welt hat längst Einzug gehalten in die
Bewusstseins-Schaffung ganzer Bevölkerungen. Sie ist subtil und extrem
emotional. Auch und gerade in der Politik muss man sich dieser Herausforderung
stellen, wenn man bestimmte Schichten überhaupt noch erreichen will. Wie kaum
eine andere Partei weiß dies die Alternative für Deutschland (AfD) zu nutzen,
so twittert Frau Petry (https://twitter.com/FraukePetry?lang=de) „Hol dir dein Land zurück“
unverhohlen gegen alles, was ihrer Meinung nach hierzulande nicht richtig
läuft. Die Wahlerfolge zeigen, dass sie und ihre Kollegen – gleich Trump –
damit auch die Zielgruppen erreichen, die bislang geschwiegen haben. Das sollte
den sogenannten etablierten Parteien eine Warnung sein.