Worum geht es eigentlich?
Der Österreichische PR-Ethik-Rat wird in seiner Tätigkeit
zunehmend mit unzureichender Absender-Transparenz in digitalen Medien
konfrontiert. Immer mehr Beschwerden kämen über inhaltliche „Übergriffe“ und
wegen fehlendender Transparenz hinsichtlich der Absichten und Absender in
Online-Medien. Insgesamt hat der PR-Ethik-Rat im vergangenen Jahr 34
Beschwerden behandelt – doppelt so viele wie seit 2015. Die Themen reichten von
nicht gekennzeichneten Schaltungen und Koppelungsgeschäften über Vorwürfe im
Hinblick auf rassistische oder pietätlose Berichterstattung, sexistischen Content
in Owned Media bis hin zu gezielter Irreführung von Medien. Uns scheinen derart
Zahlen wenig besorgniserregend.
Wie werden diese „Übergriffe“ begründet?
Eine Branchenbefragung zum Thema „Ethik im Alltag“ ergab,
dass zunehmende Ökonomisierung, Wettbewerbs- und Erfolgsdruck sowie
kurzfristiges Denken in der Kommunikationsbranche immer öfter
Grenzüberschreitungen bewirken würde. „Branchendruck bzw. Branchenusus wird oft
als Erklärung“ angeführt. Damit scheint uns die Kommunikationsbranche nicht
anders „aufgestellt“ zu sein als andere Branchen.
Wirklich so ein Dilemma
Es liegt uns fern, das Thema „Ethik in der
Kommunikationsbranche“ und die dargestellten „Vergehen“ abzutun. Doch 34
Beschwerden scheinen uns eher der Ausdruck einer gut funktionierenden Branche
zu sein. Das wirkliche Problem liegt doch nicht darin begründet, dass
professionelle Kommunikatoren durch gelegentlich falsches Handeln generell
gefährlich sind. Vielmehr sind es doch gezielte Kampagnen anonymer Dritter, die
die Politik, Unternehmen und Menschen beeinflussen. Wer eine Stalking-Kampagne
oder Fake-News (siehe hierzu den Beitrag http://pr-profi-michael-oehme.blogspot.de/2017/05/kommunikationsexperte-michael-oehme-wie-fake-news-der-pr-branche-schaden-news-2017.html) nutzt, tut dies in vollem
Bewusstsein und mit der Absicht, Schäden zu erzeugen. Er wird sich wohl kaum
einem Ethik-Rat anvertrauen oder deren Kodex unterschreiben. Die Gefahr, die
von diesen Quellen herrührt, schätzen wir ein Vielfaches höher ein als „kleine
Vergehen“ von Werbeagenturen.
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