Die User
sind einfach nicht doof. Sie merken vergleichsweise schnell, wenn Blogger alles
unkritisch loben, was ihnen Auftraggeber vorführen. Vereinfach gesagt, sägen sie
damit an dem Ast, der sie ernährt. Denn fehlende Akzeptanz bedeutet rückläufige
Klickzahlen. Rückläufige Klickzahlen heißt weniger Interesse von potentiellen
Auftraggebern. Weniger Interesse von potentiellen Auftraggebern gleich weniger
Kohle in der Kasse. So einfach und so direkt ist die Rechnung.
Transparenz zählt
Aus diesem Grund haben sich
beispielsweise viele Reiseblogger einem Ehrenkodex angeschlossen. Ganz wichtig
ist dabei das Thema Transparenz. Das heißt, jegliche Form von Kooperation,
Sponsors und sonstige Unterstützungen müssen offengelegt werden. Und
selbstverständlich muss auch Werbung im Blog als Werbung gekennzeichnet sein. Ob
sich dies allerdings flächendeckend durchsetzen wird, ist fraglich. Um noch
einmal auf das Beispiel von Julien Bam zu verweisen (https://pressearbeit-oehme-friedberg-michael.blogspot.ch/2017/08/ist-bloggen-journalismus-oder-kommerz.html),
geht es ja auch um den schnellen Kommerz. Und da ist den Anbietern vermutlich
ein Ehrenkodex nur ein Hindernis, das es zu überwinden gilt.
Mischkalkulation
Womit wir bei einem skurrilen Thema
wären. Denn inzwischen ist es so, dass es auch viele Blogger gibt, die einen
gewissen Expertenstatus haben. Wir haben in der Vergangenheit oft darüber
geschrieben, dass die Blogs die meiste Akzeptanz haben, deren Autoren einen
gewissen Expertenstatus für sich in Anspruch nehmen können. In der Folge kommen
auch Medien auf diese Blogger zu. Soll heißen: Viele Blogger, die eben nicht
den Kommerz an die erste Stelle heben, sondern fundiert, aber auch kritisch
über bestimmte Themen schreiben, werden inzwischen auch von den Medien
entdeckt. Das macht doch Mut. Ein Beispiel ist Frank Neumeier. Er hat über
viele Jahre als Chefredakteur für Computerzeitschriften gearbeitet, bis er
anfing unter cruisetricks.de über Kreuzfahrten zu schreiben. Neumeier ließ sich
nicht „brechen“. Er berichtete weiter fundiert, aber auch kritisch über das
Kreuzfahrtwesen. Er ist akzeptiert. Heute erzielt er mit seinem transparenten
Blog nur einen Teil seiner Einnahmen. Er lebt auch von Fachartikeln, schreibt
für Zeitungen, hält Vorträge und moderiert. Damit kann, so meine ich, jeder gut
leben.