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Dienstag, 29. August 2017

Es lebe die Schleichwerbung

In einem vorangegangenen Blogbeitrag (https://pressearbeit-oehme-friedberg-michael.blogspot.ch/2017/08/sind-blogger-journalisten.html) hatten wir uns damit beschäftigt, welche Funktion Blogger in der Meinungsbildung einnehmen. Wir hatten festgehalten, dass sie einen ähnlichen Stellenwert haben wie Journalisten (auch wenn diese dies nicht gerne hören), aber oftmals andere Beweggründe. So verdienen viele Blogger nicht zuletzt durch ihre „Empfehlungen“ nicht wenig Geld.

Studie über Schleichwerbung
Bei einer im Frühsommer in Hamburg veröffentlichten Studie der University of Applied Sciences Europe, bei der Wissenschaftler 389 Blogs daraufhin untersucht haben, ob sie Werbung und gesponsorte Inhalte deutlich kennzeichnen und von selbstrecherchierten Geschichten trennen, lagen 53,6 Prozent der untersuchten Blogs in der juristischen Grauzone im Bezug auf Schleichwerbung. Juristisch unbedenklich waren lediglich 46,4 Prozent. Mehr als die Hälfte der Blogs waren also werblich aktiv, ohne hierauf hinzuweisen. Besonders schlecht haben Reiseblogs abgeschnitten. 86,7 Prozent vermischten Werbung mit journalistischen Inhalten, ohne darauf hinzuweisen. Auch Reisejournalisten trifft dieser Vorwurf, wie viele Experten monieren.  

Wie weit geht Unabhängigkeit?
Nun sollte man wissen, dass die Kassen der Medienverlage seit Jahren chronisch leer sind. Auch das Gros der Blogger ist angewiesen auf Einladungen. Wenn also Anreise und Unterkunft durch Anbieter finanziert werden, was auch Verbände oder Hoteliers sein können, so kann man sich lebhaft vorstellen, dass es auch eine Erwartungshaltung gibt. Journalisten wie Blogger sind also immer dem schmalen Grat an Entscheidungsfreiheit ausgesetzt, wie weit sie in ihrer Berichterstattung gehen wollen oder eben nicht. Dies ist auch gleichzusetzen mit einem schmalen Grat an Unabhängigkeit.

Mit der Macht leben lernen
Wenn allerdings mehr als 80 Prozent aller Reise-Blogger Werbung mit journalistischen Texten vermengen, drängt sich doch der Eindruck auf, dass es hier um eine andere Intention geht. Zum Vergleich: Wenn ein Journalist sich auf eine Kreuzfahrt einladen lässt und anschließend zu euphorisch hierüber schreibt, dann könnte ihm das (bei der Chefradaktion) auf die Füße fallen. Denn er wird, vereinfach gesagt, kontrolliert. Ein Blogger wird das in der Regel nicht. Er kann schreiben, was ihm in den Sinn kommt oder ebenfalls vereinfacht gesagt, was ihm Geld in die Tasche spült. Die von Journalisten so gehegte und gepflegte Unabhängigkeit wird damit nicht nur aufs Spiel gesetzt, sondern geopfert. Das sollte man als Internetnutzer wissen. denn schließlich ist man der Leidtragende einer Manipulation.

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