In einem vorangegangenen Blogbeitrag (https://pressearbeit-oehme-friedberg-michael.blogspot.ch/2017/08/sind-blogger-journalisten.html) hatten wir uns damit beschäftigt, welche Funktion
Blogger in der Meinungsbildung einnehmen. Wir hatten festgehalten, dass sie
einen ähnlichen Stellenwert haben wie Journalisten (auch wenn diese dies nicht
gerne hören), aber oftmals andere Beweggründe. So verdienen viele Blogger nicht
zuletzt durch ihre „Empfehlungen“ nicht wenig Geld.
Studie über Schleichwerbung
Bei einer im Frühsommer in Hamburg veröffentlichten
Studie der University of Applied Sciences Europe, bei der Wissenschaftler 389
Blogs daraufhin untersucht haben, ob sie Werbung und gesponsorte Inhalte
deutlich kennzeichnen und von selbstrecherchierten Geschichten trennen, lagen
53,6 Prozent der untersuchten Blogs in der juristischen Grauzone im Bezug
auf Schleichwerbung. Juristisch unbedenklich waren lediglich 46,4 Prozent. Mehr
als die Hälfte der Blogs waren also werblich aktiv, ohne hierauf hinzuweisen. Besonders
schlecht haben Reiseblogs abgeschnitten. 86,7 Prozent vermischten Werbung mit
journalistischen Inhalten, ohne darauf hinzuweisen. Auch Reisejournalisten
trifft dieser Vorwurf, wie viele Experten monieren.
Wie weit geht Unabhängigkeit?
Nun sollte man wissen, dass
die Kassen der Medienverlage seit Jahren chronisch leer sind. Auch das Gros der
Blogger ist angewiesen auf Einladungen. Wenn also Anreise und Unterkunft durch
Anbieter finanziert werden, was auch Verbände oder Hoteliers sein können, so
kann man sich lebhaft vorstellen, dass es auch eine Erwartungshaltung gibt.
Journalisten wie Blogger sind also immer dem schmalen Grat an
Entscheidungsfreiheit ausgesetzt, wie weit sie in ihrer Berichterstattung gehen
wollen oder eben nicht. Dies ist auch gleichzusetzen mit einem schmalen Grat an
Unabhängigkeit.
Mit der Macht leben lernen
Wenn allerdings mehr als 80 Prozent
aller Reise-Blogger Werbung mit journalistischen Texten vermengen, drängt sich
doch der Eindruck auf, dass es hier um eine andere Intention geht. Zum
Vergleich: Wenn ein Journalist sich auf eine Kreuzfahrt einladen lässt und
anschließend zu euphorisch hierüber schreibt, dann könnte ihm das (bei der
Chefradaktion) auf die Füße fallen. Denn er wird, vereinfach gesagt,
kontrolliert. Ein Blogger wird das in der Regel nicht. Er kann schreiben, was
ihm in den Sinn kommt oder ebenfalls vereinfacht gesagt, was ihm Geld in die
Tasche spült. Die von Journalisten so gehegte und gepflegte Unabhängigkeit wird
damit nicht nur aufs Spiel gesetzt, sondern geopfert. Das sollte man als
Internetnutzer wissen. denn schließlich ist man der Leidtragende einer
Manipulation.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen