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Dienstag, 17. Februar 2015

Kommunikationsberater Michael Oehme: So war es sicher nicht geplant



Kommunikationsberater Michael Oehme über die Entwicklung der geschlossenen Fonds in Deutschland

Wenn sich die Anbieter geschlossener Fonds in den vergangenen Jahren beim Jahresauftakt des Bundesverbands Sachwerte und Investmentvermögen (BSI) trafen, wurden große Strategien für die Zukunft diskutiert. Hiervon ist wenig übrig geblieben. Gerade einmal 81 Millionen Euro nahmen die im BSI organsierten Mitglieder im vergangenen Jahr noch ein. „So war es sicher nicht geplant. In 2013 – einem Jahr mit Verlusten in Folge – waren es immerhin noch 5,5 Milliarden Euro“, hält Kommunikationsexperte Michael Oehme fest. Nicht nur der Umsatz ist geringer geworden. Auch die Zahl der Anbieter ist deutlich geschrumpft. Und was früher als einer der innovativsten Finanzbereiche – mit allen Risiken und vielen Verlusten natürlich – galt, ist inzwischen eine Art zweiter Markt der offenen Immobilienfonds mit durchgängigen Grenzen. „Auch die Anbieter ähneln immer mehr Banken als Emissionshäusern und von daher ist es nur zu verständlich, dass BSI-Geschäftsführer Romba aus der Not eine Tugend und seinen Verband mehr zur Interessenvertretung der Vermögensverwalter denn der Geldeinwerber machen will“, so Oehme.

Dabei werden insbesondere die Anwendung des aktualisierten Kapitalanlagegesetzbuches und eine strengere Unterwerfung unter die Vorgaben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)als Herausforderungen genannt, die zunächst verarbeitet werden mussten und deshalb zu einer Reduzierung des Umsatzes führten. Fest steht, die Einwerbung von Kapital, das Investieren und die Verwaltung der Assets sind für die Emittenten zudem spürbar teurer geworden. Für die Investoren drückt sich dies in sinkenden Renditen aus. Ob die Ergebnisse der nun angebotenen geschlossenen Publikums-AIF – so die neue Bezeichnung – besser ausfallen als bisher, wird sich zeigen müssen. „Die BaFin hat nun zumindest schnellere und effektivere Möglichkeiten des Eingriffs, so dass für die Zukunft große Problemfälle hoffentlich vermieden werden können“, meint Michael Oehme. Ansonsten ist es für die Anleger eher weniger transparent geworden als vorher. Denn die oft mehr als hundert Seiten umfassenden Emissionsprospekte mit Markt-, Investitionsbeschreibungen, Statistiken und Bildern der Vergangenheit sind einem eher langweiligen Wertpapierprospekt gewichen und dem Grunde nach dürften die vorgeschriebenen „Wesentlichen Anlegerinformationen“, in denen auf wenigen Seiten alle maßgeblichen Informationen zusammengefasst werden, zum „Hauptverkaufsdokument“ werden. Zudem sind viele Anbieter dazu übergegangen, sogenannte Semi-Blind-Pools aufzulegen. Für diese werden zwar die Investitionskriterien genannt, investiert wird aber erst dann, wenn das Geld eingeworben wurde. „Erst dann wissen die Anleger auch tatsächlich, in was sie investiert sind“, erklärt Kommunikationsexperte Michael Oehme.


3 Kommentare:

  1. Na, da können sich die Banken doch endlich die Finger reiben bis Kügelchen kommen. Der Branche habe sie es gezeigt und dabei den brancheneigenen Verband genutzt.

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  2. Harte Worte gelassen ausgesprochen. Es ist in der Tat nicht zu verstehen, was da eigentlich passiert ist. Für den Verbandsboss kann es egal sein: der hat vermutlich mit den verbliebenen Mitgliedern sein Schärflein im Trockenen.

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  3. Irgendwie verstehe ich die Logik nicht: Im Rahmen der Auftaktveranstaltung wurde das Ergebnis von nur 80 Millionen Umsatz damit klein geredet, dass auf der anderen Seite das institutionelle Geschäft massiv angezogen wäre. Da gib es Anbieter, die machen alleine eine Milliarde. Warum ist etwas plötzlich für den normalen Anleger schlecht, auf was professionelle Anleger anspringen? Kann mir das mal jemand erklären?

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