Die Siemens AG befindet sich mitten im Umbruch – und
fährt Verluste ein
„Den richtigen Weg hat
Siemens offenbar noch nicht gefunden und bleibt im Hinblick auf seine
Außendarstellung eher zurückhaltend“, erklärt Kommunikationsexperte Michael
Oehme. Fakt ist: Beim Technologiekonzern Siemens sackte der Gewinn im ersten
Geschäftsquartal deutlich ab. Sogar der Auftragseingang, der eine Indikation
auf künftige Umsätze gibt, liegt unter dem Vorjahreswert. Zwar stieg der Umsatz,
jedoch nur als Resultat des schwächeren Euro. „Unternehmensintern heißt es,
eine veränderte Zinslage und Schwankungen bei Finanzinstrumenten seien für den
Gewinneinbruch verantwortlich“, so Oehme. Das Quartal riss in die hauseigene
Vermögensverwaltung ein Loch von 123 Millionen Euro.
Vorstandschef Joe Kaeser
betonte: „Die meisten unserer Geschäfte haben sich im Rahmen unserer
Erwartungen entwickelt. Die Division Power and Gas benötigt ein deutlich
weitreichenderes Konzept, um längerfristig zu den früheren Margen
zurückzukehren". Er mahnte auch zusätzliche Anstrengungen im
Healthcare-Bereich an. Deren bisheriger Chef und langjähriger
Kaeser-Weggefährte Hermann Requardt verlässt Siemens zum Monatsende. Kaeser
bestätigte bevorstehende Beratungen mit Arbeitnehmervertretern über die
Auswirkungen des Konzernumbaus. Die Gespräche würden in der kommenden Woche
aufgenommen "mit dem Ziel, konkrete Vereinbarungen zu treffen".
„Mit Kaeser sollte der
radikale Umbruch von Siemens beginnen“, erklärt Kommunikationsexperte Michael
Oehme. Unter anderem sollten im Zuge dessen die Sektoreneinteilung des
Geschäfts gekippt und die Medizintechnik verselbstständigt werden. Durch die
Neuordnung sollten die Kosten denn auch um eine Milliarde Euro gedrückt werden.
„Daher wird seit Monaten über Stellenabbau diskutiert“, meint Oehme. Der
Auftragseingang betrifft die Monate September bis Dezember und ging um 11
Prozent auf 18,01 Milliarden Euro zurück. Der Umsatz, dessen Vergleichbarkeit
durch Verkäufe und Akquisitionen ebenfalls eingeschränkt ist, legte um 5
Prozent auf 17,42 Milliarden Euro zu. Zudem berichtete Siemens erstmals in der
neuen Konzernstruktur, in der die Zahl der Divisionen von 16 auf neun reduziert
und die bisherigen vier Sektoren gänzlich eliminiert wurden. „Die vorgelegten
Zahlen verfehlten abgesehen vom Umsatz die Erwartungen des Marktes“, spekuliert
Michael Oehme. Und er behält Recht: Analysten hatten mit einem Auftragseingang
von 19,7 Milliarden Euro, einem Umsatz von 17,16 Milliarden Euro und einem
Profit im Industriegeschäft von 1,85 Milliarden Euro gerechnet.
Unternehmensintern heißt es, es hätte vor allem Probleme mit der Qualität der
Produkte gegeben. So hat Siemens beispielsweise durch den neuen ICE fast eine
Milliarde Euro Verlust eingefahren. „Ein Ruhmesblatt ist das in der Tat nicht“,
meint Kommunikationsexperte Oehme.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen