Vergangene Woche erhielten
wir die Bitte, für ein Interview einer Universität zur Verfügung zu stehen. Es
ging um die Frage des Verbraucherverhaltens von Google-Nutzern und die von der
größten Suchmaschine dahinterstehenden Strategie. Erstaunlich war, dass selbst
internetaffine Studenten offenbar keine Ahnung haben, wie schnell sich Abläufe
im Web, genauer gesagt bei der kommerziellen Nutzung des Web verändern.
Suchmaschine
Google?
Für Studenten ist Google eine
Suchmaschine, die unabhängig, abhängig vom Verbraucherinteresse, Treffer
vorgibt. Soweit die Theorie. Wie es denn sein kann, dass Goggle ein
Milliardenkonzern ist, der mit Informationen Geld verdient, löste Unsicherheit
aus. Schnell war klar: Wer darüber entscheidet, was bei einer Suche gefunden wird,
der kann im Zweifel auch entscheiden, ob sich dieser Treffen zufällig (aus dem
Nutzerverhalten heraus) ergibt oder eben vorgegeben wird. Wir haben bewusst
nicht das Wort manipuliert genutzt. Es war auch so jedem klar, um was es geht.
Doppeltes
Spiel
Noch mehr Staunen erzeugte der Hinweis,
dass Google inzwischen nicht nur Anzeigenplätze verknappt, sondern
offensichtlich vormals gute Anzeigenplätze für eigene Produktplatzierungen
nutzt. Google nimmt also im Zweifel nicht nur Anzeigengeld ein, um mal beim
traditionellen Bild zu bleiben, es produziert auch eigenen Umsatz mit
ausgewählten Partnern und lässt sich hierfür – nach Insiderinformationen –
umsatzabhängig bezahlen. Damit tritt Google in den direkten Wettbewerb zu
seinen eigenen Anzeigenkunden.
Nur, dass es eben bestimmen kann, was gefunden wird und was nicht. Dass sich
dieses Spiel inzwischen nur noch die Großen leisten können, also die bekannten
Online-Vermarkter, verstanden die Journalisten schnell.
Moralische
Integrität
Ein
sensibler Punkt war dabei die Frage, ob denn eine derartige Vorgehensweise
moralisch integer ist. Die gleiche Frage könnte man stellen, wenn deutsche
Großbanken in Drittweltländern Produktionsbedingungen unterstützen, die
jährlich Tausende Menschen sterben lassen. „Beim Geld hört die Freundschaft
auf“ lautet ein altes deutsches Sprichwort. Es ist nur die Frage, ob sich die
Unternehmen der Welt, die inzwischen alle darauf setzen, dass man sie bei
Google findet, überhaupt noch leisten können, die Vorgehensweise des weltweit größten
Suchmaschinenbetreibers in Frage zu stellen.
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