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Dienstag, 31. Januar 2017

Qualitätsjournalismus gefordert

Heute wollen wir uns mal einem anderen Thema widmen. Es geht um die Frage, inwieweit Journalisten „einfach so“ Informationen von dritten Informationsgebern übernehmen dürfen. Hans Ulrich Jörges, seit 2007 in der stern-Chefredaktion, findet zu diesem Thema deutliche Worte (nachzulesen unter https://kress.de/news/detail/beitrag/136860-beim-dprg-neujahrsempfang-hans-ulrich-joerges-kritisiert-die-sueddeutsche-zeitung.html).

Arbeit unter Zeitdruck
Es ist uns durchaus bewusst, wie stressig inzwischen die Arbeit von Journalisten ist. (Nahezu) jeden Tag eine neue Story. Keine Zeit für Vorbereitung, Hintergrundarbeit usw. Die Zahl der Journalisten in den Redaktionen sinkt Jahr für Jahr. In einigen Redaktionen buhlen Journalisten inzwischen darum, eine Story veröffentlichen zu dürfen. Nur so lässt sich der Arbeitsplatz sichern. Und dann sind da noch die vielen freiberuflichen Mitarbeiter, die anscheinend deutlich günstiger „produzieren“ können. Schließlich steht und fällt die Existenz vieler Redaktionen durch erzielbares Geschäft. Längst ist es nicht mehr nur der Leser als Abonnent und Käufer von Zeitungen und Zeitschriften, vielmehr spielen zielgruppengerechte Werbung und Zusatzgeschäfte inzwischen eine wichtige Rolle. Auch vor diesem Hintergrund müssen viele Journalisten und Redakteure heute performen. Das einstmalige Bild des so geachteten Journalisten hat sich folglich inzwischen deutlich gewandelt.

Verlass auf anonyme Medien
Gerade da vielen Journalisten und Redakteuren der Zugang zu bestimmten Zielgruppenthemen fehlt, verlassen sich diese inzwischen auf Blogger oder Foren. Doch genau hier liegt die Crux. „Wenn Qualitätsmedien überleben wollen, dürfen sie nicht die Gerüchteküche anheizen, nur weil sie auf Twitter und Facebook von anonymen Konten lebhaft diskutiert werden“, fasst dies Jörges völlig korrekt zusammen. Die Verlockung ist groß. Das steht außer Frage. Doch gerade wenn es sich tatsächlich um anonyme Blogs oder Foren handelt, sind Journalisten in der Pflicht, die dargebotenen Informationen zu hinterfragen. Anderenfalls stellen sie sich in eine Reihe mit anonymen Postern. Dann wäre es aus Sicht der Mediennutzenden allerdings zu Recht nur noch eine Frage der Zeit, ab wann die Arbeit sogenannter Qualitätsjournalisten überflüssig wird.

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