Im vorangegangenen Blogbeitrag hatten wir uns mit der
Frage auseinandergesetzt, inwieweit Journalisten in der Verantwortung stehen,
Inhalte von Foren und Plattformen auf deren Richtigkeit und Glaubwürdigkeit zu
hinterfragen. Heute möchten wir die Frage aufgreifen, ob Journalisten nicht
längst vom Pfad der rein sachlich orientierten Informationsweitergabe zum
Meinungsmacher mutiert sind?
Postfaktisch
Das Wort des Jahres „postfaktisch“ macht deutlich, dass
wir inzwischen den hinter den Informationen stehenden Meinungen oder
Empfindungen mehr Aufmerksamkeit schenken, als den reinen Fakten. Vor diesem
Hintergrund scheint es nachvollziehbar, dass auch die Journalie diesen Trend
vollzieht, um die Leserschaft entsprechend zu erreichen. Wie drückt sich das
aus und vor allem: ist das sinnvoll?
Beitrag allein reicht
nicht
Viele Medien
veröffentlichen nicht nur Beiträge, sie lassen auch eine Kommentarfunktion zu.
Als ob dies nicht genug sei, die Meinung der Leserschaft einzufangen, richten
einige Medien für ihre Redakteure auch noch Blogs zu Themen ein, in denen
besagte Redakteure fleißig mitarbeiten. Folgendes Bild ergibt sich: Man
veröffentliche einen Beitrag, in dem man ganz klar polarisiert, wer der Böse
ist. Zitate des Bösen werden dabei nur insoweit eingebunden, als sie die eigene
Meinung (die des Journalisten) bestärken. Oft werden auch Fakten nicht
veröffentlicht, die das klar kommunizierte Bild in Frage stellen könnten. Wenn
Sie jetzt meinen: „das gibt es doch nicht!“, können wir Ihnen ganz klar sagen:
„doch, es ist sogar Geschäftsstrategie einzelner Medien, mit denen die Auflagen
hochgetrieben werden“. Und es geht noch weiter.
Der Blog, mein liebstes
Kind
Als wäre der Einseitigkeit nicht schon genüge getan,
schalten sich besagte Redakteure sogar in die Blogs ein. Teilweise mit
Argumenten, nicht selten aber auch mit rüden Kommentaren. Wie das aussieht?
Jemand, der der Meinung ist, der Beitrag sei zu einseitig, schreibt: „Ich habe
mit der Firma XY ganz andere Erfahrungen gemacht und bin mit dem Produkt Z sehr
zufrieden.“ Antwort des Journalisten: „Leider müssen wir immer wieder
feststellen, dass sogenannte Pseudokunden, meist aus dem eigenen Haus, vorgeschickt
werden, unsere Fakten in Frage zu stellen.“ Bums, das hat gesessen. Und was hat
der Journalist gemacht? Genau. er hat deutlich eine einseitige Stellung bezogen
und versucht, diese auch noch zu verteidigen. Aus unserer Sicht ein klarer
Verstoß gegen den Pressekodex.
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