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Donnerstag, 23. Februar 2017

Über die Schweizer Entscheidungsfreude

Mit profanem Populismus nach amerikanischem Modell kommt man offenbar in der Schweiz nicht weiter. Die Schweizer haben am vorletzten Wochenende über zwei Vorschläge der Linken entschieden, deren Ergebnis man so nicht erwartet hätte. 

Einwanderung erleichtert
Bereits mehrfach hatte man ohne Erfolg versucht, die Einbürgerung von Ausländern der dritten Generation zu erleichtern. Und auch dieses Mal wetterte die rechtspopulistische Schweizer Volkspartei (SVP) mit Bildern von vollverschleierten Frauen und „unkontrollierter Einbürgerung“. Ohne Erfolg. Denn zum einen sind die Schweizer mit einem Ausländeranteil von 25 Prozent weltoffener als manche meinen und derzeit prägen eher Asiaten die relevanten Hauptstädte der Schweiz als verschleierte Muslima. Gleichzeitig scheint es im Sinne einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung, die auf ein Miteinander abstellt, doch nur folgerichtig, dass Personen unter 25 Jahren, die in der Schweiz geboren und zur Schule gegangen sind und deren Eltern und Großeltern bereits in der Schweiz gelebt haben, auch der Zugang zu einem Schweizer Pass vereinfacht wird. Jedenfalls votierten 60 Prozent der Bevölkerung hierfür.

Unternehmenssteuern bleiben
Gleichzeitig hat man dem Schweizer Finanzminister Ueli Maurer (SVP) die rote Karte bei der Unternehmenssteuerreform 3 gezeigt, die vorsah, die Unternehmenssteuern grundsätzlich zu erhöhen, internationalen Konzernen aber gleichzeitig Steuersubventionen zu gewähren, damit diese nicht die Flucht aus der Schweiz antreten. Letzteres wäre zu Lasten des Steuerzahlers gewesen – und genau das passte den Schweizern nicht. Auch hier fast 60 Prozent Ablehnung.

Volksbefragungen haben sich bewehrt
Womit ganz klar bewiesen wäre: Volksbefragungen sind ein moderates Mittel, das Volk zu Wort kommen zu lassen. Und – zumindest in der Schweiz – ist man seitens genau dieses Volkes nicht so dumm, sich von Allgemeinplätzen „wie muslimische Unterwanderung“ oder „Flucht aus den Steueroasen“, die in der Öffentlichkeit breitgetreten wurden, verwirren zu lassen. Und das ist gut so.

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