Die
Wahlerfolge der AFD sprechen Bände und wurden medial vielseitig diskutiert. Vor
allem mit einem Thema konnte die AFD polarisieren und sich Wählerstimmen
sichern: Flüchtlinge, Terrorismus, Extremismus. „Die AFD hat vielen Wählern das
Gefühl gegeben, ihre, ob nun berechtigten oder unberechtigten, Ängste zu hören
und direkt zu handeln. Dass das in der Realität natürlich gar nicht so leicht
ist, wird sich in den kommenden vier Jahren zeigen. Fraglich ist, ob die AFD
ihre Glaubwürdigkeit auf Dauer behalten kann, auch hinsichtlich der
innerparteilichen Spaltungen“, so Michael Oehme. Doch der Kommunikationsexperte
Oehme möchte in dieser Woche nicht über die AFD sprechen, sondern lediglich ein
emotionsgeladenes Thema aufgreifen. Dabei bezieht er sich auf eine aktuelle
Studie der Vereinten Nationen (UN), die deutlich macht, was junge Afrikaner zu
Extremisten macht. „Extremistische Gruppen gewinnen in vielen Staaten Afrikas
immer mehr an Einfluss. Radikale sprechen bewusst junge Menschen an, denen eine
Perspektive fehlt. Das hat teilweise nichts mehr zu tun mit religiösem Eifer,
sondern mit persönlicher Verzweiflung und fehlenden Alternativen für eine
Lebensperspektive“, erklärt Michael Oehme. Seine Gedanken dazu spiegeln sich
auch in der UN-Studie wider: So sei das „Leben am Rande der Gesellschaft“ die
Wurzel des Übels. Vernachlässigte Gegenden, die von Armut geprägt sind, bilden
die nächsten Rekruten, die einen Ausweg aus ihrer misslichen Lage suchen.
„Fatal ist auch, dass größere Terrornetze wie der Islamische Staat sogar über
gute Marketingmaßnahmen Bescheid wissen. In sogenannten Imagevideos wird
gezeigt, wie IS-Kämpfer Hand in Hand mit ihren Familien laufen, eine tolle
Gemeinschaft bilden, die gemeinsam für etwas kämpft und wo keiner
zurückgelassen wird“, erklärt Michael Oehme. „Das ist psychologisch gesehen
natürlich sehr gefährlich für die jungen Menschen, die sich nach einem tieferen
Sinn sehnen“. Für die UN-Studie wurden 495 freiwillige Rekruten extremistischer
Organisationen in Somalia, Nigeria, Kenia, dem Sudan, Niger und Kamerun
interviewt. In diesen Interviews gaben mehr als 70 Prozent der Menschen an, der
Grund sich Extremisten anzuschließen, sei die Regierung gewesen, die
beispielsweise die Tötung oder Verhaftung eines Familienmitglieds durch
Sicherheitskräfte veranlasst hatte. Religion spielt laut UN-Studie für knapp 50
Prozent eine Rolle, wobei 57 Prozent angaben, sie verstünden nur wenig von
religiösen Texten. „Damit wären wir auch schon beim nächsten Problem. Ist das
Religionsverständnis bei den jungen Menschen nicht vorhanden, können sie nicht
erfassen, das Extremismus nichts mit einem friedlich ausgelebtem Isam zu tun
hat“, so Michael Oehme weiter. Die Vereinten Nationen fordert die regionalen
Regierungen auf, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte zu respektieren und die
Bekämpfung von Extremismus anzugehen sowie die Entwicklungsarbeit zu fördern.
Laut UN-Angaben fielen zwischen 2011 und 2016 etwa 33.000 Menschen in Afrika
gewalttätigen Extremisten zu Opfer. Abschließend gibt Michael Oehme mit auf den
Weg: „Es ist traurig, dass diese Entwicklungen so weit reichen, dass in
Deutschland nicht einmal hundert Jahre nach dem Nationalsozialismus eine
rechtsextreme Partei wieder drittstärkste Kraft bei einer Bundestagswahl wird.
Auch Hitler hat im Nationalsozialismus die Armen von der Straße geholt und
ihnen das Gefühl gegeben, die Juden würden ihnen alles wegnehmen. Sobald man
sie eliminiere, könne man ein besseres Leben in Deutschland führen. Auch in
diesem Fall war die Weltwirtschaftskrise und die damit verbundene Armut die
Wurzel und der Ursprung des Holocaust. Was für ein Armutszeugnis, dass manche
Menschen nichts aus der Geschichte gelernt haben. Den Menschen in Afrika muss
vor Ort geholfen werden, sie brauchen Arbeit und eine Existenz – denn nur so
können auch die gerne von Politikern aufgegriffenen „Flüchtlingsursachen“
bekämpft werden“, betont Oehme abschließend.
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