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Donnerstag, 2. April 2015

Kommunikationsberater Michael Oehme: "Deutschlands Wirtschaft wächst, während Sparer kastriert werden"


Finanzökonomen müssen ihre Vorhersagen für 2015 vermutlich korrigieren. Im Schlussquartal 2014 legte Deutschlands Wirtschaft nach einem deutlichen Einbruch im September noch einmal deutlich zu und lässt Erwartungen für einen Jahresdurchschnitt über dem von 2014 zu. Die deutsche Wirtschaft könnte sich in diesem Jahr sogar um bis zu zwei Prozent steigern, ist auch die Meinung von Henning Vöpel, seines Zeichens Direktor des Wirtschaftsinstituts HWWI. „Ähnlich lautentende Einschätzungen geben auch andere Experten ab“, erklärt der Sankt Gallener PR-Berater Michael Oehme. Weit gefehlt also die Angst, die deutsche Industrie könne unter den Problemen Russlands oder der stagnierenden Wirtschaft Chinas über Gebühr leiden.

DB Research kommt dabei zu der Einschätzung, dass dieses Wachstum derzeit mehrheitlich durch den Konsum hierzulande getrieben wird. Eine Steigerung von mehr als zwei Prozent wird für dieses Jahr prognostiziert. Das wäre zum dritten Mal innerhalb von 15 Jahren. „Ob dieser Konsum allerdings freiwillig erfolgt, bleibt fraglich“, so Oehme. Für den PR-Berater würden deutsche Sparer seit Jahren schlicht kastriert, wenn es darum ginge, Habenzinsen oberhalb der Inflationsrate zu haben. Beispielsweise geht der JP-Morgan-Stratege Robert Michele – so zitiert im Handelsblatt – davon aus, dass die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen im nächsten Jahr wohl negativ werden. „Sparer haben also nicht nur kurzfristig, sondern auch mittelfristig im Moment kaum eine Chance, eine sichere Verzinsung zu erhalten“, erklärt Michael Oehme. Auch Kapitallebensversicherungen böten hier keine Alternative mehr.

Was dürfte das für Konsequenzen mit sich bringen? „Da die Löhne seit Jahren nicht im Verhältnis zur Wirtschaftsleitung wachsen, fehlen angemessene Transferzahlungen - beispielsweise in die Rentenversicherung. Mit anderen Worten: Was heute zuviel verkonsumiert wird, fehlt später, da es nicht durch gesetzliche Rentenansprüche aufgefangen werden kann“, so Oehme. Ein ähnliches Dilemma sieht er bei der privaten Vorsorge: Da kaum mehr angemessene Verzinsungen geboten würden, entsparten die meisten Bürger statt anzusparen. Kapital, das im Alter ebenfalls nicht zur Verfügung stände.

„Schon jetzt ist also absehbar, dass sich das Rentenproblem verschärft, statt dass es sich entspannt“, meint Oehme. Für ihn versäumt die Bundesregierung in einer breit angelegten Kampagne, auf die Notwendigkeit zur privaten Vorsorge aufmerksam zu machen. Dann allerdings müssten auch Produkte geboten werden, mit denen Menschen sinnhaft vorsorgen können. Ein Weg wäre beispielsweise, Arbeitnehmer an den Erfolgen der Wirtschaft partizipieren zu lassen. Die aber hole sich frisches Kapital lieber bei der Bank. 

9 Kommentare:

  1. Mal endlich jemand, der es auf den Punkt bringt! Kompliment!!!

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  2. Das Schlimme ist ja, dass alle Anlagen darunter leiden. Wir bekommen jedes Jahr eine neue Hiobsbotschaft von unserer Lebensversicherung, dass der Vertrag jetzt noch weniger wert ist.

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  3. Unter dem Strich bleibt nur, die Kohle auszugeben. Wenn man sowieso nichts mehr dafür bekommt!

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  4. Immer wird nur genörgelt. Was wäre denn der bessere Weg?

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  5. So ganz kann ich mich der Meinung von Herrn Oehme nicht anschließen. Derzeit bietet beispielsweise die Börse wieder gute Alternativen in der Anlage. Man muss ich eben damit auskennen.

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    1. So so der Aktienmarkt. Da muss man sich aber echt auskennen. Das ist ein wichtiger "Nebensatz". Wie viele Menschen haben mit der T Aktie - der Volksaktie - viel Geld verloren. Bis wir Deutschen an die Aktie herangeführt sind, das dauert aus meiner Sicht.

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  6. @ der Prüfer
    Sollte man sich nicht generell auskennen, wohin man investiert?

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  7. Ich gebe Oehme im Tenor Recht. Es kann doch nicht sein, dass man auf normalem Weg kaum mehr etwas ohne Risiko für sein geld bekommt. Das hat nur damit zu tun, dass zuviel geld in den Markt gepumpt wird. Die Industrie wird angekurbelt, ohne dass dies beispielsweise mit hohen gehältern bei den Arbeitnehmer ankommt. Gerecht ist das nicht.

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  8. Wer hat denn gesagt, dass das Leben gerecht ist???

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