„Bleibt doch weiterhin schön krank und arbeitslos“,
möchte man rufen, wenn man fette, zahnlose Menschen ihre Begeisterung für Trump
feiern sieht. Kein Präsident zuvor, polarisiert so. Mehr als die Hälfte der
Bevölkerung hält ihn nach zehn Monaten Regierungszeit für inkompetent.
Meinungen, ob er vielleicht geistesgestört sein könnte, werden offen
diskutiert. Trump kontert gegenüber seinen Gegnern mit Hasstiraden. Den US-Präsidenten
stört das nicht. Er hat ohnehin seit Amtsantritt auf Dauerwahlkampf geschaltet.
Und die besteht zu einem Großteil aus Abgrenzung und Angstmache. Angst, um die
Zukunft der ach so edlen, christlich geprägten weißen Rasse, um die Zukunft der
Arbeiterschaft und der Soldaten, die das Wohl der amerikanischen Wirtschaft,
nein, von ganz Amerika nach Vorne tragen. Es wird einem schier schlecht bei so
einem Gefasel. Aber es funktioniert. Gerade die ausgegrenzte Bevölkerung sieht
in ihm eine Chance. Noch. Man möchte fast meinen, Trump und Erdogan hätten den
gleichen Bauchredner. Doch vielleicht hat Trump noch vor sich, was in der
Türkei gerade Wirklichkeit wird: Die Arbeitslosenquote steigt, die
Zufriedenheit sinkt. Da kann Erdogan offizielle Zahlen noch so manipulieren.
Die Abgrenzung der Türkei ist eben auch wirtschaftlich nicht so einfach zu
verarbeiten. „Der Schmelztiegel, der die USA immer sein wollten und nie waren,
zerfällt in Klassen und Ethnien, die jeweils nur in ihrer eigenen Echokammer
ihre Teilrealität leben. So wenig die unterschiedlichen Gruppen in der
amerikanischen Gesellschaft noch das Gespräch miteinander führen können, weil
sie in den Grundfragen der eigenen Ordnung diametral unterschiedliche, aber
sehr gefestigte Auffassungen haben, so wenig sucht Präsident Trump den
Ausgleich. Insofern ist er der Präsident, der gerade zum Zustand der USA passt“,
schreibt Prof. Dr. Thomas Jäger, seit 1999 Inhaber des Lehrstuhls für
Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität zu Köln. Wie wahr!
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