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Donnerstag, 3. Dezember 2015

Michael Oehme: Selbsterfahrung im tibetanischen Jutesack

Man muss es doch einmal sagen, respektive schreiben: Das Internet ist kein Ponyhof und die professionelle Nutzung nichts für Laien. So, das musste mal raus. Warum schreibe ich Ihnen das? Das Internet behandelt alle gleich. Hierdurch fühlen sich auch die berufen, die meinen, man müsse nur eine Internetseite ins Netz stellen und schon könne man auch am großen Kuchen partizipieren. Sie glauben mir nicht? Dann besuchen Sie mal eines meiner Seminare. Da hat man nicht selten den Eindruck, man besucht gerade den Volkshochschulkurs „Gruppen-Selbsterfahrung im tibetanischen Jutesack“ ... Alle meinen, mitreden zu können. Ich überziehe bewusst, aber meine Intention verstehen Sie.

Der einfache Weg
Es sind oft ehemalige Verkäufer, Handelsvertreter usw. die meinen, man könne nun bequem vom warmen Schreibtisch aus die Umsätze fahren. So beispielsweise, indem man Produkte mit einem geringeren Provisionsabschlag anbietet als dies die Großen wie Amazon & Co. machen. Produktpartner, die diesen Vertriebsweg nutzen wollen, finden sich schnell. Sie sparen gerne Vertriebskosten, denn - so munkelt man - beispielsweise Amazon rechnet sich in den Verkaufspreis der Produkte eine Marge von 15 Prozent ein. Bei Zalando, Sarenza usw. wird dies nicht viel anders sein. Eilig wird also eine Vergleichs- oder Vertriebsplattform aufgesetzt, die „Baukästen“ der wichtigsten Netzanbieter geben dies ja her. Dann Beine ausgestreckt, Bierchen aufgemacht, das Internet „der Verkäufer, der Tag und Nacht für Sie schuftet“ (so der Verkaufsspruch eines Software-Unternehmens) kann loslegen.

Katerstimmung
Leider warten die meisten vergebens auf Traffic. Da hilft auch nicht viel, wenn man Freunde und Bekannte bietet, sie mögen doch mal auf die Seiten gehen oder in der Einkaufspassage Menschen anspricht, ob sie nicht auch Geld sparen wollen. Das klingt zynisch, ist aber Realität. Wer beispielsweise bei google weder deren gesamte Klaviatur im Hinblick auf Programmierungsvorgaben erfüllt und/oder nicht unvergleichlich ist, ist durch. Im negativen Sinne. Das ist beispielsweise der große Vorteil, den Blogger haben. Sie leben ihr Ding, lassen sich zumeist nicht reinreden, bieten aus der Sicht der Suchmaschinen damit einen Mehrwert (unter uns gesagt ist dies auch der Grund, warum google diesen Blog unter meinem Namen immer auf der Startseite führt). Darauf stehen also Suchmaschinen. Der Rest, wie gesagt: Profis gewünscht!

Warum Internetverkäufer wie Zalando und Amazon zu Recht fette Beute machen
Am liebsten solche, die zuallererst mal den Suchmaschinenbetreibern die Taschen vollmachen. Das Stichwort heißt Adwords, vereinfacht gesagt Internet-Anzeigen in Word oder Bild unter bestimmten Suchbegriffen. Geben Sie mal „blaue Frauenschuhe“ bei google ein und Sie werden verstehen, was ich meine. Auf rund 45 Milliarden Dollar schätzt man den google-Search-Umsatz (Suchmaschinenwerbung) in 2015, der Gesamtumsatz in 2014 belief sich auf rund 66 Milliarden Dollar (zum Vergleich: das gesamte, vergleichbare Bruttoinlandsprodukt von Griechenland betrug in 2014 gerade einmal 238 Milliarden Euro). Amazon war dabei 2014 der größte Adword-Nutzer in den USA und Deutschland. Um es einmal deutsch zu sagen: Die geben richtig viel Geld aus, um neue Kunden und damit Umsatz zu generieren. Doch es scheint sich zu lohnen: Insider berichten, dass beispielsweise Amazon aus jedem Euro, den sie in Adword-Kampagnen investieren, mindestens zwei Euro Umsatz macht. Vielleicht sogar mehr. Und unter uns gesagt: das ist vergleichsweise leicht verdientes Geld durch reine Distribution. Ganz anders sieht es in der eigentlichen Produktion aus. Das ist ja auch der Grund, weshalb viele gerne mit derartigen Providern zusammenarbeiten - der Umsatz ist planbar. Und bei professionellen Plattformen denn auch vorhanden.


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