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Dienstag, 12. Januar 2016

Michael Oehme: Ist globale Kommunikation möglich (und nötig)?

Mein Schweizer Wohnsitz bringt mich immer wieder in die Verlegenheit, Werbung auf „Hochdeutsch“ und auf „Schwyzerdütsch“ (Schweizerdeutsch) vergleichen zu können. Wer meint, hier handele es sich nur um kleine Abweichungen, der irrt. Der hochdeutsche Satz: „Die heutige Nacht, die startet sternenklar, später ziehen dann vom Nordwesten her ein paar dünne Wolkenfelder heran“ würde von einem „echten“ Schweizer wie folgt gesprochen: „Die hütigi Nacht, die startet stärneklar, spöter ziend dänn vom Nordweschte her es paar dünni Wulchefälder ane.“ Wohl gemerkt: gesprochen, nicht geschrieben, denn der alemannische Akzent lebt durch das gesprochene Wort.


Ignoranz kostet Wahrnehmung und Umsatz
Warum greife ich dieses Thema auf? Auffällig ist, dass sich europäische Anbieter stärker darauf konzentrieren, die auch in Deutschland bekannten Werbespots ins Schweizerdeutsche zu übersetzen als internationale Player. Vermutlich, weil beispielsweise für einen nordkoreanischen Autoanbieter der „deutschsprachige Raum“ eben auf Deutsch schreibt und spricht. Doch das kostet Wahrnehmung und damit Umsatz, denn wie heißt es so schön: „when in Rome, do as the Romans do“ und meint nicht nur, dass man sich so verhalten sollte wie sein Umfeld, sondern auch als Teil des Solchen wahrgenommen werden sollte – und dazu gehört nun mal die gleiche Sprache (oder zumindest der Versuch, sich sprachlich anzupassen).  


„Das ist aber jetzt meine Info ...“
Was für die Werbung gilt, gilt gleichermaßen generell für Kommunikation. Es ist doch abersinnig zu glauben, man könne heute eine Information an seine Zielgruppe im Netz regional streuen (auch wenn ich damit Ländergrenzen meine). Insbesondere dann, wenn man Meldungen auf Englisch oder auf Deutsch und Englisch veröffentlicht, kann man davon ausgehen, dass beispielsweise Suchmaschinen wie Google für eine weltweite Verbreitung sorgen. Verhindern (so man dies überhaupt will) kann man dies also nicht. Aber man kann versuchen, seine Kommunikationsstrategie anzupassen. Hierauf werden wir im kommenden Beitrag eingehen. 

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