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Dienstag, 15. Juli 2014

Kommunikationsberater Michael Oehme: Putins asiatischer Plan


Die Verträge zwischen Putin und der chinesischen Führung über nicht unerhebliche Gaslieferungen ab 2018 haben die volle Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit geweckt. Dass dieser Deal aber nur ein Teil einer russischen Gesamtstrategie ist, ist bisher noch nicht weiter aufgefallen.
Mit 400 Milliarden Dollar Gesamtvolumen von über 30 Jahre ist der Erdgasliefervertrag mit China das größte bilaterale Handelsabkommen aller Zeiten. Bis zur letzten Minute hatten Unterhändler um jedes noch so kleinste Detail gefeilscht. Letztendlich  hat sich Moskau mit seiner wichtigsten Forderung durchgesetzt und eine Ölpreisbindung in die Gasverträge gesetzt.

Der nächste Punkt auf Russlands Wunschliste ist ein umfangreiches Energieabkommen mit Japan. Die Verhandlungen hierfür laufen schon eine längere  Zeit, ohne dass davon weltweit groß Notiz genommen wurde. Beide Parteien arbeiten mit Hochdruck daran, das Abkommen bis zu Putins Tokio-Besuch im September  diesen Jahres unterschriftsreif zu erarbeiten.

Als größter Importeur der Welt bezüglich Erdgas ist Japan natürlich sehr daran interessiert, seine Bezugsquellen zu diversifizieren. Im krassen Gegensatz zu China, dem es bei seinen Lieferverträgen vorwiegend  um den Preis geht, fließen bei den Japanern außerdem  Punkte  wie Versorgungssicherheit und gleichbleibende Qualität eine überragende Rolle.  Und somit hat auch Japan Putins Forderung nach einer Kopplung an den Ölpreis bereits angenommen

Von dem Deal erhofft sich die politische Führung in Tokio auch ein Weiterkommen im ewig schwelenden Territorialstreit mit Russland. Hierbei geht es um eine winzige Inselgruppe, die bereits nach der japanischen Kapitulation 1945 von Russland besetzt wurde. Eine Einigung diesbezüglich scheint nun erstmalig  in greifbarer Nähe.

Aber neben Japan und China hat Putin noch weitere Ziele für ein breites Engagement in Asien. Innerhalb  der letzten zwei Jahre hat sich Russland mit Nordkorea auf einen Schuldenerlass geeinigt. Von den 10,9 Milliarden Dollar Restschulden aus Sowjetzeiten soll die Regierung  von Kim Jong-un jetzt lediglich  noch eine Milliarde in Raten über zwei  Jahrzehnte zurückzahlen. Damit ist der Weg für intensivere Wirtschaftsbeziehungen zwischen Moskau und Pjöngjang endgültig bereinigt und frei.

Primär hat sich Gazprom mit dem nordkoreanischen Energieministerium darüber verständigt, eine Erdgaspipeline durch Nordkorea zu bauen. Der besondere Clou der russischen Gasdiplomatie: Die Leitung soll gleich bis nach Südkorea gebaut werden und die verfeindeten Bruderstaaten gleichermaßen beliefern.

Ähnlich wie der Deal mit China ist auch dieses Projekt schon seit mehr als zehn Jahre in der Planung. Der hauptsächliche Anstoß dazu  kam ursprünglich aus Südkorea, in den letzten beiden Jahren hat Russland allerdings das Ruder zunehmend übernommen.

Vorausgesetzt, dass  die russischen Pläne Realität werden, wäre Putins Großmacht  fester in Asien verankert als jemals  zuvor. Wichtiger noch für Putin: Die bedeutenden großen Volkswirtschaften Ostasiens rücken näher an Russland heran, als sie es sich wohl jemals erträumt hätten.


2 Kommentare:

  1. Im Moment sieht es ja insgesamt für Putin nicht gerade rosig aus!

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  2. Besser , die Japaner beziehen ihr Erdgas von Putin, als dass sie bei all den Erdbeben und anderen Naturkatastrophen weitere Kernkraftwerke bauen.

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