Wer
vordergründig denkt, der Bundestagswahlkampf bestehe in Deutschland zum
überwiegenden Teil aus Aktivitäten wie Plakate aufstellen, mit den Bürgern
sprechen und Wahlwerbespots im Fernsehen zu bringen, der täuscht sich.
Bundestagswahlkampf ist die Königsklasse für PR-Berater. Und zwar weltweit. Was
meinen Sie wohl, warum Russland vorgeworfen wurde, man habe sich einseitig in
den US-Wahlkampf eingemischt, indem man die sozialen Medien dafür
„missbrauchte“ Menschen für oder gegen eine Partei zu instrumentalisieren?
Warum sollte dies im deutschen Bundestagswahlkampf anders sein? Nun hat sich
Frau Merkel (CDU) nicht dem Twitter verschrieben und kommentiert fröhlich, was
so alles auf der Welt passiert. Auch Martin Schulz (SPD) hält sich sichtbar bei
den neuen Medien zurück. Er suchte möglichst oft das persönliche Gespräch, bei
dem der stets lächelnde, erfahrene Politiker gut punkten konnte.
Nein, beide
Politiker nutzen über ihre PR-Berater den Weg in die wichtigste Zielgruppe: die
Journalisten. Wobei Angela Merkel ohnehin eine enge Bindung in die deutsche
Journalie unterstellt wird, worauf wir in einem späteren Blogbeitrag einmal
eingehen werden. Man wird dabei den Eindruck nicht los, dass sich CDU und SPD
im wohl langweiligsten Bundestagswahlkampf der Geschichte der Bundesrepublik
Deutschland schon im Vorfeld abgesprochen haben, dass schwarz-rote Koalition
fortgesetzt werden soll. Dies wurde auch im Kuschelkurs-TV-Duell deutlich. Die
Presse zeigt sich hierbei von ihrer absolut unerträglichsten Seite. Russlandchef
Puttin musste sicher grinsen, als er sich dieses TV-Duell anschaute. Gleichgeschalteter
kann Presse selbst in Russland nicht sein.
Dem Bürger
wurde dies vermutlich kaum deutlich. Immerhin fuhr man die Journalisten und
Moderatoren auf, die bislang als eher kritisch bekannt sind, nämlich Sandra
Maischberger (ARD), Maybrit Illner (ZDF), Peter Kloeppel (RTL) und Claus Strunz
(Sat.1). Auffällig war: Die Fragen wirkten wie abgestimmt, was sie vermutlich
auch waren. Wie schafft man es sonst, dass Merkel wie Schulz nahezu auf die
gleiche Sprechzeit hinausliefen. Immer dann, wenn einer der Kandidaten an einem
Punkt war, wo es einem als Journalist auf der Zunge lag, eine vertiefende Frage
zu stellen, wurde sicherheitshalber das Thema gewechselt. Das war eine
Schmierenkomödie, die den Bürger nicht informierte, sondern mit Verlaub
verarschte. Der Tiefgang im TV-Dialog im Bundestagswahlkampf 2017 erinnerte
dabei an einen Schlickrutscher, mit dem im Watt Dinge befördert werden.
Beispiel
gefällig? Peter Kloeppel im Hinblick auf die niedrigen Umfragewerte von Martin
Schulz: „Liegt es daran, dass Sie bei vielen Bürgern doch noch ziemlich
unbekannt sind oder liegt es daran, dass Sie keine Regierungserfahrung haben?“
Diese Frage muss aus der Feder eines PR-Beraters stammen, denn noch einfältiger
jemanden ins Gespräch zu führen, seine Lobpreisungen loszuwerden, geht
eigentlich nicht. Die Presse zeigt im Bundestagswahlkampf 2017 ihres wahres
Gesicht. Sie muss aufpassen, denn immer mehr Menschen sind pressemüde und glauben
denen, die Kritik an der zunehmend einseitiger werdenden Presse in Deutschland
üben. Über die Macht der Presse werden wir uns in Folge immer wieder
beschäftigen müssen. Der Bundestagswahlkampf ist eigentlich schon gelaufen -
rest in peace.
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